1932ca Werner Wollenberger mit Schwester Hannelore und Mutter Anna ©Foto Archiv Werner Wollenberger Stiftung

WOLLYS LEBEN 
1927-1982 


Werner Wollenberger


*6.6. 1927 Heilbronn (D) †17.10.1982 Zürich. (CH)

Vater: Paul (Leo), 12.6.1898 Heilbronn (D) †11.7.1985 Basel (CH)

Mutter: (Katharina) Anna, geborene Blümlein, 21.4.1896 Heilbronn (D) † ca. 1969 Basel (CH)

Schwester: Hannelore 29.5.1928 Heilbronn(D)

Ehefrau:∞ 1965 Elfie, (Elfriede, Rosmarie) geborene Dannenberger, 3.11.1933 Basel (CH)

Sohn: Thomas (Michael), 29.9.1961 Zürich (CH)


1927

Werner Wollenberger wird am 6. Juni in Heilbronn, Deutschland, geboren als erstes Kind von Anna, geborene Blümlein und Paul Wollenberger.


1928

Am 21. Mai wird seine Schwester Hannelore geboren.


1933

Die Familie emigriert nach Basel.


1937

Eintritt ins Collegium Marianum, Vaduz, Liechtenstein.


1938

Von 8. Juli bis am 10. Juli, anlässlich der Schlussfeier für das erste Schuljahr spielen die Schüler des Collegiums Marianum im Rathaussaal Vaduz die Schwank-Operette „Der Schusterbaron“. 

W.W., Schüler der 1. Klasse A, spielt Siggi den Neffen vom Schusterbaron.


1941

Im Juni 1941 mietet der deutsch-jüdische Emigrant Paul Wollenberger mit seiner katholischen Frau und seinen Kindern eine Wohnung in Schaan. Der Mietvertrag ist nur mündlich abgeschlossen. Die vierzig Franken Miete wird von der jüdischen Familie immer im Voraus pünktlich bezahlt. Es gibt keine Streitigkeiten mit den Vermietern. Die politischen Spannungen 1941/1942 führen jedoch dazu, dass die Volksdeutsche Bewegung in Liechtenstein (VDBL) die Hausbesitzer dazu drängt, den Mietvertrag mit der Familie Wollenberger zu kündigen. Und mit allen denkbaren Mitteln, von Beleidigung über Bedrohung bis zum “Böller”-Attentat, versucht die VDBL die Familie zum verlassen des Hauses zu bewegen, vergeblich.


1945

W.W. maturiert im Collegium Marianum in Vaduz, Liechtenstein.


1946

W.W. beginnt Germanistik an der Universität in Basel zu studieren. 

Während seines Studiums verfasst er Texte für die Basler Nachrichten und die satirische Zeitschrift Nebelspalter.

Für den Nebelspalter schreibt W.W. über viele Jahre hinweg bis 1962. Sein Rohrschacher Trichter wird berühmt.


1947

Ab August schreibt W.W. für das Cabaret Kikeriki. Er gibt dem Cabaret der Nachkriegszeit wichtige Impulse. Ihm zur Seite steht u.a. César Keiser. Das Stammlokal des Cabaret Kikeriki ist das Restaurant Safran-Zunft in Basel. Wiederholt geht das Ensemble von dort aus auf Tournee bis 1951.


1949

Das neu gegründete Cabaret Federal unter der Leitung von Otto Weissert wird auf W.W. aufmerksam und engagiert ihn als Autor. Das erste Programm “Hinter em Mond” hat am 16.9.1949 mit Lukas Amman Zarli Carigiet, Max Haufler, Blanche Aubry und Helen Vita im Kursaal in Bad Ragaz Premiere. Eine Woche später wechselt das Programm in sein zukünftiges Stammlokal, den Saal des Restaurants "Hirschen" im Zürcher Niederdorf dort bleibt es bis 1958. 

W.W.s Texte werden im Kom(m)ödchen Düsseldorf u.a. von Lore und Kay Lorentz interpretiert.

W.W. schreibt für alle Programme des Cabaret Federal bis und mit 1959.


1953

Die kleine Freiheit, München.

„Verzell du das em Fährimaa“ Radio Hörspiel.  


1956

Münchner Lach- und Schießgesellschaft.

Drehbuch für den Spielfilm "Hilfe -sie liebt mich" mit Günther Lüders und Paul Hörbiger.


1957

Die Erzählung “Fast eine Weihnachtsgeschichte” erscheint im Nebelspalter.

Drehbuch für den Spielfilm „Taxichauffeur Bänz“ Regie, Werner Düggelin, mit Maximilian Schell, Schaggi Streuli, Emil Hegetscheiler, Ruedi Walter, Stephanie Glaser und Sigfrit Steiner.


1958

Drehbuch für den Spielfilm „Zum goldenen Ochsen“ Regie, Hans Trommer, mit Schaggi Streuli, Margrit Rainer, Ruedi Walter.


1959

„Fausto“ Radio Hörspiel mit ua. Ruedi Walter.

„Eusi chlii Stadt“ Musical. Eröffnet das Theater am Hechtplatz am 15. April 1959. W.W. letztes Programm für das Federal. Musik, Otto Weissert und Hans Moeckel. Es spielen Margrit Rainer, Ruedi Walter, Zarli Carigiet, Stephanie Glaser, Peter W. Staub, Inigo Gallo, Irène Camarius. Aus diesem Musical stammt W.W. berühmtes Chanson “Mis Dach isch de Himmel vo Züri”.

W.W. lernt an der Premiere von „Eusi chlii Stadt“ Elfie Feldpausch/Dannenberger kennen, seine zukünftige Frau.

„Eusi chlii Stadt“ Hörspielfassung.

Drehbuch für den Spielfilm „SOS-Gletscherpilot“ Regie, Victor Vicas, mit Hermann Geiger, Anne-Marie Blanc, Robert Freitag, Hannes Schmidhauer, Zarli Carigiet.

Drehbuchmitarbeit für den Spielfilm „Kinder der Berge“ Regie Georg Tressler, mit Maximilian Schell, Henrich Gretler, Max Haufler, Emil Hegetschweiler.

W.W. verfasst die Neufassung mit Max Rüeger der „Kleine Niederdorf-Oper“ Musik, Paul Burkhard, mit Margrit Rainer, Ruedi Walter uvm.


1960

Elfie trennt sich von Fred Feldpausch und zieht mit W.W. und ihren Kindern Bettina (geb.1958) und Christoph (geb.1955) nach Unterengstringen. Sie leben bis 1965 im Konkubinat. 

Uraufführung der "Zürcher Ballade" an der Trittligasse als Freilichtspiel. Musik von Werner Kruse und Hans Moeckel.


1961

Am 29.9.1961 wird Thomas geboren.

“Ein Basler in Zürich” Bernhard Theater, Zürich; mit Rudolf Bernhard ua.


1962

„Zürcher Woche“ Chefredaktor, scharfzüngiger Theater und Filmkritiker, Kolumnist. Enge Zusammenarbeit mit Roman Brodmann, Walter Matthias Diggelmann, Friedrich Dürrenmatt, Jürg Federspiel, Jürg Ramspeck uvm. 1962-1967


1962-1963

Neufassung „Eusi chlii Stadt“ Theater am Hechtplatz. Musik, Otto Weissert und Hans Moeckel. Mit Stephanie Glaser, Margrit Rainer, Ines Torelli, Inigo Gallo, Peter W. Staub und Walter Baumgartner. 30. Dez. 1962 – 3. Feb. 1963


1964

„Zürcher Ballade“ Musical, Trittligasse, Freiluftbühne, Musik, Hans Moeckel, mit Ruedi Walter, Margrit Rainer, Ines Torelli, Jörg Schneider ua.


1965

W.W. heiratet Elfie Feldpausch-Dannenberger am 24.7.1965 in London. 


1967

„Der Barbier von Seldwyla“ mit Walter Roderer bis 1970.

W.W. schreibt für alle der nachfolgenden Satire-Sendungen am Schweizer Radio, zum Beispiel für “Jetzt schloots 13”, „Mario Meint“ und “Samschtig Mittag” die in den 70 Jahren von der beliebten Samstagmittag Sendung “Oder” abgelöst wird.

Kolumnist für die „Neue Presse“ bis 1968.

Als Pioneer für das Schweizer Fernsehen betreut er ab 1967 redaktionell, die erste deutschsprachige Filmsendung und moderiert sie auch gleich selbst. Ab 1970 heisst die Sendung „Film Heute“ und wechselte von schwarzweiss ins Farbformat. W.W. führt Interviews mit Charlie Chaplin, Alfred Hitchcock, Audrey Hepburn, Norman Jewison, Elia Kazan, Joseph Losey, Louis Malle, Francois Truffaut, Fred Zinnemann uvm.

W.W. hebt mit Max Frey (Jean Frey Verlag) den „Züri Leu“ aus der Taufe.


1968

Dialektfassung „Gerettet“ von Edward Bond, Regie, Reto Babst, mit Margrit Rainer und Ruedi Walter. Theater Basel.


1969

Chefredaktor der „Weltwoche“.


1970

Deutsche Übersetzung „Das Appartement“ von Neil Simon, nach dem Film von Billy Wilder und I.A.L. Diamond, Musik Burt Bacharach, Liedtexte Hal David. Deutschsprachige Erstaufführung am 16. April 1970 am Theater des Westens, Berlin.

„Eusi chlii Stadt“ Freilichtbühnenfassung, Regie, W.W. und Lester Wilson, mit Ines Torelli, Stephanie Glaser, Paola del Medico, Zarli Carigiet, Jörg Schneider ua. 

„Eusi chlii Stadt“ LP.

Künstlerischer Berater und Dramaturg am Schauspielhaus Zürich. Enge Zusammenarbeit mit ua. Friedrich Dürrenmatt, Rolf Hochhut, Jürg Federspiel, Hansjörg Schneider, Carl Zuckmayer. Er stellte zahlreiche Matineen zusammen und verfasst das Theaterbulletin bis und mit 1970-1978.


1973

„Ja, aber" Gesammelte Texte Benteli Verlag, Bern, ISBN: 3716500054.

„Ein Fall für Männdli“ TV-Kriminalserie, Idee, Expose und Drehbücher. Die Figur des Max Männdli schreibt W.W. Ruedi Walter auf den Leib. Weitere Darsteller: Margrit Rainer, Inigo Gallo, Siegfried Rauch, Herbert Fux, Robert Freitag, Robert Freitag, Hannes Schmidhauer, Sigfrid Steiner, Erwin Kohlund, Walo Lüönd, Birgit Steinegger uvm.

Deutsche Bearbeitung „Am Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde“,von Joàn Bethencourts. Premiere 3.11.1973 Schauspielhaus Zürich. Mit Heinrich Gretler, der als Papst, in seiner letzten Rolle, mit über 100 Vorstellungen, einen letzten grossen Erfolg feiert.

Deutsche Songtexte für „Es war die Lerche“ von Ephraim Kishon. Deutschsprachige Uraufführung: 31.12.1973 Schauspielhaus Zürich. 


1975

Deutsche Theaterneufassung „Zehn kleine Negerlein“ von Agatha Christie. 

Kolumnen für „Annabelle/Elle“, TELE, TR7, Stern uvm.

1976

Juni/Juli. W.W. führt Regie bei der Cabaret Hommage „Herrliche Zeiten“ 60 Jahre Cabaret in der Schweiz, im Theater am Hechtplatz es spielen letztmals zusammen: Voli Geiler, Stephanie Glaser, Lukas Ammann, Cesar Keiser, Walter Morath und Walter Roderer.


1978

W.W. verfasst die Biographie „Heiri Gretler. Der grosse Schweizer Schauspieler:“

Deutsche Übersetzung für „Der Schützling“ von Ephraim Kishon. Deutschsprachige Erstaufführung: Renaissance-Theater, Berlin 1978.

 "S’Riibise" Barillet/Grédys Komödie in Dialektbearbeitung von Werner Wollenberger mit Stephanie Glaser, Inigo Gallo. Theater am Hechtplatz, 24. Jan. –25. Feb. 1978

Einbürgerung in Unterengstringen, Zürich 29.6.1978.

Chefredaktor mit Charlotte Peter „Annabelle/Elle".


1979

Mitglied der Unternehmungsleitung des Verlags Jean Frey AG bis 1982.


1980

W.W. erkrankt an Krebs.


1981

„Der Schützling“ von Ephraim Kishon. TV-Spielfilm BR Deutschland 1980/1981. Erstsendung 26.04.1981.


1982

✝   17. Oktober Zürich. 



STIMMEN ÜBER WOLLY

  • "Seine Kabinettstücke in satirischer Kurzform über jedes heutige Thema, über das, was Alt und Jung und dich und mich beschäftigt, gehören sprachlich und gedanklich zum Besten, was engagierter Journalismus in unserem Land sein kann."

    César Keiser
    Kabarettist
  • “Wer Werner Wollenberger kannte, wusste um seine intellektuelle Brisanz, die niemals herzlose Ironie, die Wucht oder auch Leichtigkeit seiner Formulierungskunst und seine hierzulande durchaus einmalige Kenntnis der westeuropäisch-amerikanischen Kulturszene, besser gesagt: des Kulturdschungels, in dem er alle Bestien, gute und böse, persönlich gesehen und gesprochen hatte – und jederzeit einfach anrufen konnte.”

    Rolf Hochhuth
    Schriftsteller und Dramatiker
  • “Er war ein Wortmensch, und das Wort beherrschte er gleichermaßen als Akrobat und Eichmeister. Ungenauigkeit und Aufgeblasenheit des Wortes verabscheute er so, wie er sich seiner bezwingenden Kraft und Eleganz hingeben konnte. Ein Wortliebender war er, und das Zeugnis dieser Liebe würde ein Büchergestell füllen, wenn er fähig gewesen wäre, seine eigenen Worte zu sammeln.”

    Jürg Ramspeck
    Journalist
  • “Con Werner Wollenberger è scomparso un sagace interprete della realtà. Il suo umorismo, fatto di guizzi e aforismi, non si limitava a mettere infatti con le spalle al muro, ma fabbricava specchi anche per i distratti, per quelli che fanno finta di non vedere. La cronaca e la moda, il cinema, il teatro, la vita nelle strade, gli incontri casuali, i fatti di costume servivano a Wollenberger per mettere a fuoco aspetti essenziali ed umani della società.”

    Eros Costantini
    Giornalista e opinionista
  • “Wollenberger hat das Leben in unserer Stadt im Laufe der letzten drei Jahrzehnte stark und in einem positiven Sinne beeinflusst. Er hat im Laufe der Jahre viele Tausende zum Lachen gebracht und heiterer gemacht. Unsere Stadt, unser Land, werden sich noch lange daran erinnern.”

    Sigmund Widmer
    Stadtpräsident von Zürich (1966-1982)
  • “Für mich als junge Journalistin war er ein fantastischer Lehrer - streng, aber grosszügig. Vor allem spürte man, dass er die Menschen gern hatte.”

    Beatrice Tschanz
    Journalistin und Kommunikationsberaterin
  • “Er war ein grosser, schillernder Kosmopolit der Kleinkunst. Ein satirisch-witziger Formulierer und Fabulierer, dem das Cabaret der Nachkriegszeit, das Zeitungsfeuilleton, die Unterhaltungs-szene viel zu verdanken haben.”

    Max Rüeger  
    Publizist
  • “Eigenständigen und blitzgescheiten Denker, der sich nie ein X für ein U vormachen liess”

    Rolf Lyssy   
    Filmregisseur 
  • “Werner Wollenberger, ein Herz und Geist erfrischendes Unikum”

    Harry Buckwitz
    Intendant des Schauspielhauses Zürich (1970-1978)
  • “Wolly war ein sehr guter Journalist, ein angenehmer Gesprächspartner, blitzgescheit, informiert, charmant. Er war für mich ein sehr guter Dramaturg, denn er hat mich uraufgeführt. Das Nachtstudio im Schauspielhaus war seine Erfindung. Er hat an den Wochenenden die Vorstellungen früh am Abend angesetzt, damit das Publikum nach der Vorstellung noch essen gehen konnte. Anschliessend wurde das Bühnenbild umgebaut für das Nachtstudio. Dort sollten neue Stücke gezeigt werden, jene Dramatik also, die üblicherweise in irgendwelchen Kellern entsorgt wurde.”

    Hansjörg Schneider 
    Schriftsteller und Dramatiker
  • “Nur eins kann ich sagen: Werner Wollenberger war allen seinen Freunden ein guter Freund, und ein guter Freund hat ihn mit sich genommen.”

    Friedrich Dürrenmatt
    Schriftsteller, Dramatiker und Maler
  • “Ich mag mir den bequemen Luxus eines Standpunktes nicht leisten. Ich sehe mich weder als Hüter der Kultur noch als Kulturrevolutionär. Ich mag den Mao ein bisschen und den Nixon ein bisschen nicht. Ich bin überall ein bisschen ungern und fühle mich überall ein bisschen wohl. Ich bin kein Marxist und kein Kapitalist, kein Christ und kein Atheist, ich bin ein Zwilling. Mein Lieblingsgelände ist das Niemandsland. Ich finde zwischen den Fronten und zwischen den Stühlen statt. Ich finde die Zeit, in der ich lebe, faszinierend, aber ich stelle diese Zeit in Frage. Ich sage ja zu ihr, aber...

    Ich sage: Ja, aber.”

    Werner Wollenberger
    *1927 - †1982

ADRESSE:
Werner Wollenberger Stiftung
Am Wasser 55
8049 Zürich

KONTAKT:
E-mail:   ww@wollenbergerstiftung.ch
Tel :  +41 79 604 11 33
www.wollenbergerstiftung.ch
www.lesegarten.wollenbergerstiftung.ch

    Vielen Dank!